„Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch e.V.“ – Präventionsveranstaltung zum Thema sexueller Missbrauch

Die Referentin Frau Karin Steinherr ist vierfache Mutter und Opfer von sexuellem Missbrauch. Sie wurde seit ihrem 9. Lebensjahr von ihrem Stiefvater und seit dem 13. Lebensjahr zusätzlich von dessen bestem Freund sexuell missbraucht. Ihr Stiefvater wurde von einer ihrer Freundinnen (ebenfalls Opfer) angezeigt, als Frau Steinherr 19 Jahre alt war. Er bekam eine Strafe von 3,5 Jahren, verstarb im Gefängnis an einem Schlaganfall. Das Märtyrium mit dem zweiten Täter ging bis 2013, bis er einen Schlaganfall erlitt. Mittlerweile engagiert sich Frau Steinherr ehrenamtlich, hat einen Verein gegründet (Gemeinsam gegen sexuellen Missbrauch e.V.) und arbeitet auch präventiv an Schulen. Im Rahmen unseres Präventionskonzeptes und im Rahmen der Initiative des Niedersächsischen Kultusministerium „Schule gegen sexuellen Missbrauch“ haben wir am 16. und 17. Oktober 2018 zum ersten Mal eine Veranstaltung im 6. Jahrgang der IGS SÜD Langenhagen durchgeführt. Den Schülerinnen und Schülern wurde zunächst ein Theaterstück vorgeführt. „TABU“ heisst das etwa 20-minütige Theaterstück, das Kerstin Egerer nach Karin Steinherrs Geschichte geschrieben hat. Es zeigt schonungslos- trotzdem auch für Minderjährige geeignet den jahrelangen Missbrauch und die Geschichte von Frau Steinherr (gespielt von Kerstin Egerer) und das Leid durch die beiden Täter (gespielt von Sepp Egerer). Frau Steinherr selbst erzählt ihre Geschichte im Hintergrund. Die Schülerinnen und Schüler hielten sich zeitweise die Augen mit der Hand zu, um die Szenen um den sexuellen Missbrauch nicht sehen zu müssen. Im Anschluss an das Theaterstück geht Frau Steinherr in jede einzelne Klasse (Dauer etwa 90 Minuten pro Klasse), um die Geschichte und das Erlebte nachzuarbeiten und beantwortet authentisch und offen die Fragen der Schülerinnen und Schüler. Die Veranstaltung ist durch die Kombination von Fakten und der persönlichen Erfahrung einzigartig. Frau Steinherr ermutigt die Schülerinnen und Schüler immer wieder ihrem Bauchgefühl zu folgen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt. "Kommt euch im Bus oder in anderen Situationen Jemand zu nah, sagt es laut und offen".  Die Schülerinnen und Schüler waren sehr nachdenklich und betroffen, stellten Frau Steinherr sehr viele Fragen. „Wieso sind Sie nicht weggelaufen?“, „Wieso hat Ihnen Niemand geholfen?“, „Wie geht es Ihnen heute damit?“ und Frau Steinherr beantwortet jede Frage sehr offen und authentisch. Genau diese Art kommt bei den Schülerinnen und Schülern sehr gut an: „Ich fand das Theaterstück heftig, aber auch wichtig zu sehen wie weit so etwas gehen kann“, sagt eine Schülerin in der Abschlussrunde. Die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler über die Veranstaltung sind durchweg positiv. „Die Geschichte zu sehen hat mich mehr beeindruckt, als hätten wir das Thema nur theoretisch im Unterricht durchgenommen.“ „Ich finde Sie sind sehr mutig, sich so vor uns zu stellen und uns ihre Geschichte zu erzählen, danke dafür“, meldet ein Schüler Frau Steinherr zurück und wird von den anderen Schülern bestätigt. Nach der Fragerunde fragt Frau Steinherr die Schülerinnen und Schüler nach ihren Erfahrungen, z.B. auf diversen Internetplattformen und weist sie auch hier auf die Gefahren hin, um die Schülerinnen und Schüler auch hier zu sensibilisieren.  Am Ende darf sich jede Schülerin und jeder Schüler ein Armband mit einem der drei Schlagwörter Mut, - Vertrauen oder Stärke aussuchen, um sich immer wieder an diese Vorsätze zu erinnern. Um die Schülerinnen und Schüler nach der Veranstaltung nicht alleine zu lassen, bekommen sie ein Handout mit den örtlichen Beratungsstellen und sowohl Frau Steinherr als auch die Schulsozialarbeiter stehen ihnen für Gespräche zur Verfügung.